Petra und die Siegerehrung
Rallye 2013 – Tag 21:
Petra und die Siegerehrung
Letzter Tag unseres Rallye-Abenteuers, 12.000 Kilometer, 3 Wochen, unendliche Eindrücke und Erfahrungen. Für heute war als offizieller Programmpunkt nur noch die Siegerehrung im Wadi Rebel Camp angesagt.
Den freien Tag wollten wir wie einige andere Teams auch dazu nutzen, uns die Nekropole Petra, bekannt aus Indiana Jones und der Kristallschädel anzuschauen.
Direkt nach dem Start am Hotel in Aqaba bemerkten wir bei unserem Passat plötzlich einen rapiden Temperaturanstieg des Kühlwassers. Vermutlich war die Kunststofflippe, die wir uns in der Nacht zuvor in der Wüste abgerissen hatten doch keine Zierde sondern diente zur Luftleitung auf den Kühler.
Um dennoch mit beiden Autos das Abenteuer zu Ende bringen zu können, musste also eine Möglichkeit gesucht werden, für ausreichende Kühlung des Motors zu sorgen. Eine spontane Demontage des Kühlergrills brachte die erhoffte Abhilfe.
Nach knapp 2 Stunden erreichten wir Petra zumindest die Straße die am nächsten an Petra heran führt. Was hier allerdings eindeutig fehlte waren Parkplätze. Zwar gab es Haltestellen für Linien- und Reisebusse, für Autos konnten wir jedoch keinen offiziellen Abstellplatz finden. Letztendlich parkten wir dann direkt vor dem Garten einer Jordanischen Familie, die uns direkt auf Jordanische Kekse und Gebäck einlud.
Da wir nur einen ¾-Tag Zeit für Petra hatten, wollten wir nun aber endlich in die Felsenstadt.
Da Petra eines der größten Highlights des Landes ist, versucht der Jordanische Staat mittels hoher Eintrittspreise die Besucherströme zu regulieren. 50€ sollten pro Person sollten Ausländer an Eintritt bezahlen. Wir hingegen sollten als Rallyeteilnehmer nur die Hälfte, also knapp 25€ Zahlen, diese allerdings nicht an den offiziellen Kassen sondern bereits im Hotel in Aqaba. Vor Ort wurde uns versprochen, finden wir einen Rallye-Mitarbeiter, der die Karten an uns verteilt.
Den Rallyemitarbeiter haben wir auch gefunden und unsere Karten bekommen. Allerdings nicht wie wir jetzt erwartet hätten die Touristenkarten sondern jene für Jordanier, die nur 1€ Eintritt zahlen.
Okay, 24€ sind jetzt wieder irgendwo im Strudel versunken, was solls… Wir waren in Petra.
Auf dem Weg ins eigentliche Petra kommt man erst an vielen kleinen Ausgrabungen vorbei die wir mehr oder weniger links liegen haben lassen. Außerdem bieten viele Jordanier die Dienste ihre Pferde und Esel an um die 3km und 400hm lange Strecke nach Petra zu überwinden. Wir winkten ab und so wie es wirkte waren die einzigen die auf die Maultiere zurückgegriffen hatten dicke Amerikaner, Engländer und Russen denen es nicht schaden würde zu laufen ?
Um nach Petra selbst zu kommen durchwandert man zuerst etwa 1,5 Kilometer die Siq, eine Schlucht die an den höchsten Stellen bis zu 200m hoch ist und kaum breiter als wenige Meter. In der Schlucht findet man rechts und links des Weges immer wieder antike Wasserleitungen und Aquädukte mit denen die Nebäter die Stadt mit Brauch- und Trinkwasser versorgten. Zwischen den Sandstellen läuft man immer wieder auf antikem Römischen Pflastersteinen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert.
Direkt am Ende der Siq steht man vor dem Khazne al-Firaun, dem Weltbekannten Schatzhaus in dem schon der Indiana Jones Film gedreht wurde. Natürlich machten wir hier nicht gerade wenige Fotos von uns ehe wir den Rest von Petra erkundeten.
Wir stiegen über Treppen und schmale Pfade vorbei an den Sehenswürdigkeiten wie dem Felsentempel ad-Deir bis auf den höchsten Punkt Petras hinauf wo wir einen traumhaften Blick über die Nekropole hatten.
Der Abstieg führte vorbei am ehemaligen Warenumschlagplatz, dem Siq el-Barid, den Gräbern der Königswand und dem Römischen Theater ins ehemalige Stadtzentrum.
Nachdem wir uns nun 6 Stunden in Petra umgesehen hatten, machten wir uns zurück durch die Siq in Richtung unseres Autos, wir mussten ja noch zur Siegerehrung ins Wadi-Rum.
An unseren Autos angekommen mussten wir leider feststellen, dass diesmal der Passat einen Platten hatte. Das Ersatzrad befand sich im Kofferraum unter dem ganzen Gepäck und wir wollten hier auf offener Straße jetzt nicht das ganze Auto ausräumen.
Fast als wäre es geplant gewesen, waren auf einmal die Flying Rattities wieder da um uns ihren Kompressor zu leihen.
Dass wir gerade Probleme mit den Autos hatten, bekamen auch einige Jordanier mit die plötzlich aus allen Himmelsrichtungen auf uns zu strömten. Allerdings nicht um uns zu helfen, sondern um uns unsere Ausrüstungsgegenstände abzukaufen, die wir nicht mehr brauchten. Kaum öffneten wir den Kofferraum um uns etwas zu trinken zu nehmen oder unsere Rucksäcke abzulegen, rissen uns die Jordanier unser Werkzeug, die Schlafsäcke und sonstige Ausrüstungsgegenstände aus dem Auto und waren mit Summen um sich, was sie bezahlen wollten. Wir hingegen wollten eigentlich gar nichts verkaufen und machten uns schnell auf den Weg Richtung Wadi-Rum.
Kurz vor der Zufahrt ins Wadi-Rum kam uns der bekannte Baumit-BMW mit Daniel und Flo in einem Irren Tempo, gefolgt von einer Staubwolke entgegen. Wir vermuteten noch, die beiden hätten irgendetwas Wichtiges in Aqaba vergessen was sie nun noch holen wollten. Wie wir später erfahren mussten, war das aber ein Irrglaube.
Schon bei der Zufahrt zum Wadi Jabal Camp standen viele Wüstenbewohner und warfen mit Steinen nach unseren Autos und beschimpften uns. Die Tore zum Camp wurden auch nur kurz geöffnet so dass wir einfahren konnten und direkt nach uns wieder geschlossen.
Wie wir von anderen Teams erfahren haben, kam es bei der Übergabe von Geschenken, unter anderen der Babyracer auf die die Jordanier so abfahren, wie wir am Tag zuvor schon bemerkt hatten zu Tumulten und Handgreiflichkeiten.
Wir erkundeten erst einmal das Camp was eigentlich mit allem eingerichtet war was man benötigte. Neben Beduinenzelten gab es ein gemauertes Gebäude in dem Küche, Toiletten und Duschen untergebracht waren. Mit 100€ waren die 24 Dosen Bier für jordanische Verhältnisse auch ein echtes Schnäppchen…
Eigentlich gab es im Camp alles um eine richtig gute Abschlussfeier
zu feiern. Nur keinen funktionierenden Sicherheitsdienst wie wir zum
Einbruch der Dunkelheit feststellen mussten. Die Jordanier, die immer
wieder zwischen den Autos herumschlichen, wollten nämlich nur unser
Bestes… Unser Geld und unsere Ausrüstung.
Immer mehr Jordanier sprangen über die Mauern des Camps und versuchten Ausrüstungsgegenstände zu stehlen.
Anstelle im Camp den letzten Tag der Rallye zu feiern waren von jedem Team immer mindestens 2 Personen bei den Autos um diese zu bewachen. Auch der Auftritt der Wüstenkavallerie und ein Konzert der Königlichen Garde konnte uns hiervon nicht abhalten!
Die Jordanier schreckten da vor nichts zurück um uns von den Autos zu vertreiben. Mal flogen Steine über die Mauer in Richtung der Autos, andere berichteten sogar von Molotovcocktails, was ich persönlich aber nicht gesehen habe.
Selbst bei von anderen Teams bewachten Autos wurden Ausrüstungsgegenstände geklaut. Wenn 2 Personen auf 6 Autos aufpassen und eine Horde Jordanier über das Fahrerlager her fällt, sind die Ersatzreifen und Zusatzscheinwerfer auf dem Dach schneller weg als man schauen kann! Auch die örtliche Polizei griff hier nicht ein. Man munkelte, dass in der Wüste alle mit einander Verwand, Verschwägert oder anderweitig verbandelt sind und auch die Polizei hier mit drin hängt.
Nachdem wir mit der Zeit unsere Patrouillen an den Autos mit anderen Teams so gut Koordiniert und perfektioniert hatten (Szymons Golfschläger bewirkt bei Jordaniern wunder :)), dass sich die Jordanier nicht mehr über die Mauer getraut. Stattdessen errichteten sie Straßensperren, vermutlich um uns auszurauben wenn wir das Lager verlassen wollten.
Das war uns aber erst einmal egal. Uns wurde gesagt, aus Amman würde jetzt die Militärpolizei anrücken um für Ordnung zu sorgen!
In unseren patrouillenfreien Zeiten genossen wir das köstliche Jordanische Abendessen bis es mit der Siegerehrung losging.
Nach vielen anderen Teams durften wir mit einer grandiosen vierten Platzierung unsere Medalie von der Basketballlegende Hakeem Olajuwon entgegen nehmen.
Den dritten und zweiten belegten die Teams Spätzle Arabica und das Team Technikmuseeum die dem Erstplatzierten Desperate ATDs knapp unterlegen waren.
Und so langsam kam dann doch etwas Feierstimmung auf.