Jebal Toubkal – Mein erster 4000er

Jebal Toubkal – Mein erster 4000er

Als mich im Sommer 2014 ein guter Freund fragte, ob ich mit ihm nach Marokko fliegen wolle um auf den Djebal Toubkal zu steigen, war ich anfangs etwas zurückhaltend und nachdem es dann terminlich nicht mit einem gemeinsamen Urlaub geklappt hat, landete das Thema Toubkal erst einmal in einer der unteren Schubladen.
Nachdem ich auf Hickr allerdings immer wieder über sehr tolle Tourenberichte vom Toubkal gelesen hatte, wurde es dann mit den Planungen für die Tour auf den höchsten Berg Nordafrikas doch konkret.

Mit Max und Marcus ging es dann im Mai nach Marrakesch (Anmerkung: Über Marrakesch werde ich noch einmal gesondert Bloggen) von wo aus unsere Tour in das Atlasgebirge starten sollte.

Ausgangsort für Touren auf den Toubkal sowie seine Nachbarn, den Ouanokrim und den Ras Timezguinda ist das Bergsteigerdorf Imlil. Am bequemsten kommt man von Marrakesch mit dem Taxi nach Imlil. Am Djamma el-Fna, dem Marktplatz von Marrakesch kann man bequem mit einem der alten Mercedes W123 Taxen für umgerechnet 30€ nach Imlil fahren.

Wer es etwas günstiger haben möchte, kann auch von der Grad Central Station mit dem Bus über Asni nach Imlil fahren. Die Busse fahren dann wenn sie voll sind und kosten etwa 5€ pro Person.

Wir entschieden uns für die Variante mit dem Taxi, welche schon das erste Abenteuer auf unserer Tour war. Der W123 aus den 70er-Jahren besaß weder Tacho noch Tankanzeige, die Geschwindigkeit schätzte der Taxifahrer vermutlich an der Vibrationsfrequenz der ausgeschlagenen Radlager oder dem Quietschen der nur noch alibihalber vorhandenen Bremsen.

Nach einer 90 Minütigen fahrt kamen wir dann doch noch gut in Imlil an und suchten erst einmal unsere Unterkunft für die erste Nacht, das Riad Atlas Toubkal auf. An dieser Stelle kann ich das Riad aus Preis/Leistungssicht uneingeschränkt empfehlen!

Am nächsten Morgen war Imlil nicht mehr wieder zu erkennen. Im am Abend noch verschlafen wirkenden Bergdorf herrschte jetzt geselliges Treiben. Jeder wollte seine Waren an den Tourist bringen, einen Bergführer vermitteln oder seinen Esel als Gepäckträger vermieten.
Da wir weder jetzt schon Souvenire kaufen und dann den Berg hoch schleppen wollten, keinen Guide benötigten und uns auch die Schmach nicht geben wollten, unser Gepäck von einem Esel nach oben tragen lassen wollten, schlugen wir alle Angebote aus und bewegten uns langsam den Berg hinauf.

Wenn man erst einmal den Weg aus Imlil hinaus auf den Richtigen Pfad gefunden hat, konnte man sich eigentlich gar nicht mehr verlaufen. Zwar waren die Wege wie auch in den Alpen Typisch mit Rot/Weißen Markierungen versehen, viel besser konnte man sich aber daran orientieren, dass wenn man auf einem Weg war, auf dem kein Eselsdung lag, führte dieser Weg auch nicht auf den Toubkal.

Schon nach wenigen Kilometern erreicht man Dorf Aroumd das auf einer Hochebene in den Hang gebaut war. Hier querten wir auch zum ersten mal den Souss der im Toubkal-Massiv noch ein kleiner Bach ist, sich dann aber bis zur Mündung bei Agadir zu einem großen Fluss wandelt.

Langsam wurde der Weg etwas Steiler und so schraubten wir uns Serpentinenartig den Berg nach oben. Zu bemerken ist, dass man am Wegesrand alle paar Hundert Meter an kleinen „Kiosken“ Verpflegung kaufen konnte. Cola, Wasser und Orangensaft gab es genauso wie westliche Süßigkeiten wie Snickers und Twix. Alles für 10Dh.

Nach einigen weiteren Höhenmetern erreicht man den kleinen Wallfahrtsort Sidi Chamharouch, dem letzten Ort auf dem Weg zum Toubkal.

Nach einer kurzen Orangensaftpause ging es weiter den Berg nach oben. Der Weg wurde jetzt deutlich steiler und die Serpentinen zogen sich immer weiter in die Länge. Nach einigen weiteren Kilometern konnte man dann aber schon die Toubkal-Hütten am Horizont erkennen und nach einer weiteren Stunde waren wir auch an den Hütten angekommen.

Zur Besteigung des Toubkal eignen sich zwei Hütten die passendeweise direkt nebeneinander liegen. Die etwas in die Jahre gekommene Hütte des CAF und die moderne Hütte „Refuge Mouflon“. Auch wenn die Mouflon-Hütte knappe 10€ pro Nacht teurer ist, entschiedenen wir uns dort zu übernachten, schon alleine da die CAF-Hütte ehr schmuddelig und sehr voll war.

Auf der Hütte gönnten wir ehe es zum Abendessen ging typisch Marokkanisch erst einmal einen Minztee und zum Abendessen gab es Hühnchen-Tajine. War fast zu erwarten 🙂

Da wir im Gegensatz zu vielen anderen Teams nicht auf den Gipfel und am selben Tag bis zurück ins Tal wollten, sondern eine zweite Nacht auf der Hütte gebucht hatten, starteten wir nicht schon um 6 Uhr auf den Toubkal sondern erst um kurz nach 9 Uhr. Da es im Mai noch Schnee und Eis am Toubkal hatte, mussten wir uns auf der Hütte noch Steigeisen Mieten, unsere eigenen lagen zu Hause.

Dann ging es endlich los. In allen Beschreibungen war von roten Wegmarkierungen im Blockgelände zu lesen, allerdings begann direkt nach der Hütte das Schneefeld und man konnte nichts von der Wegführung erkennen.
Max machte es geschickter als ich und hielt sich links. Ich hingegen war viel zu weit rechts unterwegs und kämpfte mich eine 60° Steile Schnee und Eis-Flanke hinauf.

Nach knapp einer Stunde in der rauen Wand Liesen wir die Schneefelder hinter uns und befanden uns auf einer kargen Hochebene. Im vorbei gehen entdecken wir in der Ebene an einen Felsblock angelehnt ein größeres Wrackteil, dass sich beim genaueren hinschauen als Teil des im Februar abgestürzten Eurocopter EC-145 der Royal Maroccan Gendarmerie handelte.

Weiter ging es recht Steil die letzten 300 Höhenmeter bis ins South-Col des Toubkals. Hier standen wir nun vor der Entscheidung, ob wir erst auf den Hauptgipfel des Toubkal steigen oder den westlichen Nebengipfel vorziehen.
Nach kurzer Diskussion waren wir uns einig, zuerst auf den Toubkal und dann auf den Westpeak zu steigen.

Weitere 290 Höhenmeter ging es in Serpentinen und diesmal über sehr zerklüftetes Blockgelände den Berg nach oben, ehe wir zum ersten mal die Gipfelpyramiede erkennen konnten.
Wenige Minuten später standen wir dann auch auf dem Gipfel des Djebal Toubkal.

Höchster Berg Marokkos, Höchster Berg Nord und Westafrikas, Höchster Berg im Atlasgebirge – wir haben es geschafft!

Glücklich aber vom Aufstieg gezeichnet machten wir knapp eine Stunde Rast am Gipfel wie wir natürlich mit den obligatorischen Gipfelfotos sowie Landschaftsfotos und einer Essenspause verbrachten.

Während wir am Gipfel rasteten, kam noch eine zweite Gruppe deutscher Bergsteiger am Gipfel an. Darunter ein Mann, der just heute seinen 80. Geburtstag feierte und seine Bergsteigerkariere damit würdig abschließen wollte. Mein größter Respekt an diesen Herren und seine Begleiter!

Der Abstieg zurück zum Col brachten wir in wenigen Minuten hinter uns und wir setzten zum Gegenanstieg auf den Westgipfel an.

Der Weg zum Westgipfel, mit 4030m ist dieser nur knapp 137 Höhenmeter niedriger als der Hauptgipfel, ist deutlich zerklüfteter und stellenweise dann doch etwas ausgesetzt. Nach weniger als 30 Minuten konnten wir aber auch diesen Gipfel von unserer Liste streichen und wir setzten zum Abstieg an.

Vom Gipfel zurück zu den Hütten waren es dann nur knapp 1,5 Stunden und so wäre noch genug Zeit gewesen, zurück nach Imlil abzusteigen.

Da unser Ursprünglicher Plan vorgesehen hatte, auch noch auf den Ras Timezguida und Ouanoukrim zu steigen, hatten wir zwei Nächte in der Hütte gebucht. Da Marcus allerdings aus gesundheitlichen Gründen schon vorab zurück nach Imlil abgestiegen ist, entschlossen wir uns die Übernachtung noch wahrzunehmen und direkt am darauf folgenden Morgen auch abzusteigen.

Für das heutige Abendessen meinten es die Berber welche die Hütte betrieben sehr gut mit uns. Wir teilten uns den Tisch mit 4 Tschechen und bekamen eine riesen Platte Spagetti vorgesetzt. Die Platte hätte locker für uns alle 6 gereicht, war jedoch nur für 2 Personen gedacht und so hatten wir kurze Zeit später gefühlte 10 kg Spagetti auf dem Tisch stehen.

Mit vollem Magen und erst recht wenn man an dem Tag viel geleistet hat schläft man ja bekanntlich sehr gut und so waren wir am nächsten Morgen die letzten die von der Hütte starteten.

Zwar schien die Sonne bereits sehr stark, die Luft auf 3200m war allerdings noch bitter kalt und so machten wir uns schnellstens auf den Weg ins Tal.

Der Abstieg war dann nach den Strapazen der Vortage eine richtige Erleichterung und so stellten wir jetzt erst fest, dass wir die ganze Zeit von Bergziegen und Steinböcken begleitet wurden. Außerdem blieb uns beim Abstieg viel mehr Zeit zum Fotografieren.

Nach 3 Stunden Abstieg inklusive mehrerer Orangensaftpausen waren wir zurück in Imlil wo Marcus schon auf uns wartete und bereits ein Taxi für die Rückfahrt nach Marrakesch organisiert hatte.

Wir werden definitiv noch einmal nach Marokko kommen um dann den Timezguinda und den Ounoukrim zu besteigen!

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