Lost in Wadi Rum
Rallye 2013 – Tag 20:
Lost in Wadi Rum
Nach einer himmlischen Nacht in unserem 5-Sterne-Hotel und einem sagenhaften Frühstück war heute der Tag gekommen, auf den viele seit Beginn der Rallye gewartet haben. Heute ging es ins Wadi-Rum, der mit 74.000Hektar größten Wüste Jordaniens.
Treffpunkt aller Teams sollte um 12 Uhr auf dem zentralen Platz sein. Mit 130m höhe steht hier auch der fünfthöchste Fahnenmast der Welt, so dass der Platz kaum zu verfehlen war.
Da uns mittlerweile aber auch das Zeitmanagement der Organisatoren wohl bekannt war, nutzten wir die Zeit vor der Abfahrt in die Wüste, um die Postkarten zu kaufen, die wir den daheimgebliebenen versprochen hatten.
Auf den Straßen zeigte sich dann ein für uns sehr eigenartiges Bild. Durch die Straßen von Aqaba fuhren LKW´s mit Lautsprechern welche einen Singsang von sich gaben, welcher sich später als Huldigung an den König herausstellten. Andere Länder andere Sitten ?
Pünktlich zur Abfahrt um 12 Uhr trafen wir am Zentralplatz ein um von den anderen Teams zu erfahren, dass sich die Abfahrt in die Wüste um etwa eine Stunde verzögert. Welch ein Wunder das keiner erwartet hätte ?
Kurz nach 13 Uhr ging es dann los. Erstes Ziel war ein Wüstendorf am Rande des Wadi-Rum. Wir hatten noch Schulranzen, Spielzeug und andere „Hilfsgüter“ die wir hier loswerden wollten. Hier bekamen wir zum ersten Mal die Arabisch fordernde Mentalität mit voller Breitseite ab. Väter schrien sich gegenseitig und auch uns an, warum denn das Geschenk nicht an ihr Kind sondern an ein anderes gegeben wurde.
In unseren Augen ein No-Go was sich die Dorfbewohner hier erlaubt haben.
Da das Dorf direkt am Rande des Wadi-Rum liegt, kamen wir hier zum ersten Mal in Kontakt mit dem Autofahren im Sand. Bereits hier war unser Frontera (zu diesem Zeitpunkt funktionierte das 4×4 noch) ein willkommenes Abschleppfahrzeug um die ersten steckengebliebenen Fahrzeuge aus dem Sand zu ziehen.
Weiter ging es nun ins Wadi selbst. Im Abstand von 2 Minuten durften die Teams in die Sandwüste starten. Als Aufgabenstellung hieß es, in der Wüste an einem Berg würde ein Tisch stehen auf dem ein Buch liegt. Wir sollen uns in diesem Buch verewigen.
Dass Autofahren im Wüstensand eine ganz schöne Herausforderung ist,
merkten selbst die letzten Teams spätestens jetzt. Nach nicht einmal
einem Kilometer steckte vermutlich jedes Auto schon einmal im Sand fest.
Immer wieder Steckten wir im Sand fest und bekamen Unterstützung von
anderen Teams, unsere Autos wieder frei zu bekommen oder wir halfen
andere Teams, ihre Autos auszugraben.
Leider bekamen auch die ersten Dorf- und Wüstenbewohner Wind davon, dass wir, ohne Wüstenerfahrung immer wieder im Sand fest steckten. Die „locals“ sahen hier ihre Chance sich den einen oder anderen Dollar dazu zu verdienen und verlangten nach erfolgreicher Hilfe zum Teil Mondpreise von mehreren $50.
Noch lieber wäre unseren Helfern eines der Mini-Baby-Racer gewesen, hier blieben wir aber Standhaft und gaben keines unserer Spielzeugautos ab!
Andere Teams hingegen berichteten davon, dass sie sogar körperlich bedroht wurden, bis sie sich von einem ihrer Rutscherautos trennten.
Mittlerweile wurde es Dunkel im Wadi-Rum. Nachdem weder wir, noch ein anderes Team den ominösen Tisch gefunden hatte wurde uns so langsam klar, dass es sich hierbei nur um einen Vorwand handelte, mit dem wir in die Wüste gelockt werden sollten um uns dort mit unseren Autos etwas auszutoben.
Kilometer für Kilometer verbesserten wir auch unsere Fahrkünste und optimierten unsere Ausgrabungstechnik.
Wie wir feststellten, kommt man wesentlich einfacher durch die Wüste, wenn man einfach nur sehr schnell fährt. Das Auto versinkt dann weniger im Sand und auch die Lenkung funktioniert einfacher.
Sollte das Auto dann doch mal Einsinken, bekommt man das Auto mit der Schaukeltechnik schnell und einfach wieder frei. Man benötigt nur 4-6 Personen, die das Auto mit aller Kraft nach rechts und links schaukeln. Der Sand rieselt dadurch unter die Reifen und das Auto schwimmt nach oben auf.
In der Dunkelheit wurden die Beduinen und Dorfbewohner immer fordernder was die „Geschenke für geleistete Hilfe“ anbetrifft, so dass zum Schluss sogar die Polizei einschreiten musste.
Spät nachts, wir halfen noch den letzten Teams ihre Autos aus dem Wüstensand auszugraben, Verliesen wir zusammen mit Team Opel als letztes das Wadi-Rum zurück Richtung Aqaba wo wir um 1 Uhr nachts eintrafen, noch ein kurzes Bad im Hotelpool nahmen und uns dann auf unsere Zimmer zurückzogen.