Rallye 2013 – Tag 19:
Hurtig durch Israel

Rallye 2013 – Tag 19:
Hurtig durch Israel

Kurz nach Mitternacht legte das Schiff, knapp einen Tag später als ursprünglich geplant, in Haifa an und es wurde hektisch auf dem Kutter.
Auto um Auto durfte das Schiff verlassen bis wir endlich an der Reihe waren. Doch dann der Schock – Der Passat sprang nicht an. Wir waren mit den letzten Tropfen Benzin aus der Türkei ausgereist und wollten direkt in Israel tanken.

Nachdem unser Auto aber etwas abschüssig Stand, konnte die Benzinpumpe den letzten Tropfen wohl nicht mehr ansaugen.
Schnell zu Fred und Ulf gesprintet, wollte ich eigentlich nur einen Kanister Benzin schnorren, doch die beiden hatten gerade ihre eigenen Probleme. Der Frontera hatte einen Platten, vermutlich hatte sich Fred beim Einschiffen etwas in den Reifen gefahren und dieser verlor jetzt Luft. Der Kompressor der Flying Ratities war hier sehr hilfreich. Danke!

Nachdem auf der Fähre schon die wildesten Gerüchte verbreitet wurden, die Israelis wären bei der Einreise knallhart und wer nach Problemen aussieht könne gleich wieder umdrehen und mit der Fähre weiter nach Libyen weiter fahren, waren wir schon auf das Großaufgebot auf israelischer Seite gespannt. Die Sache, dass der Eigentümer eigentlich im Auto sitzen müsste, so wie auch schon in der Türkei machte uns allerdings noch etwas sorgen…

Von der Fähre wurden wir immer in 10er-Blocks zu einem provisorischen Grenzübergang aus Überseecontainern geleitet. Man muss dazu sagen, dass in Haifa normalerweise keine Passagierschiffe anlegen und deshalb dort auch normal kein „Publikumsverkehr“ stattfindet.
Die Einreise selbst war aber überhaupt kein Problem. Vorzeigen der Fahrgestellnummer, kurzer Check mit dem Hund, vermutlich auf Sprengstoff, kurz alle Türen öffnen und der Teil mit dem Auto war schon erledigt.

Nun durften wir weiter zu Immigration in den Containern. Nach einer schnellen Befragung wie man sie aus den USA kennt, nur viel freundlicher uns sehr zuvorkommend, bekamen wir die ersehnten Stempel und VISA´s in unseren Pass gestempelt und die vorher schon gebuchte Versicherungsurkunde für die Autos ausgestellt! Jetzt konnte es endlich losgehen – ISRAEL WIR SIND DA!

An der Hafenausfahrt bekamen wir von einem Mitglied des Israelischen Motorsportclubs eine Streckenbeschreibung nach Eilat, wo wir um 12 Uhr Mittag sein sollten. Geplant war, dass wir direkt von Haifa über Tel-Aviv nach Eilat fahren.
Unser Plan war jedoch, wir wollten Nazareth, Jerusalem und das Tote Meer sehen. Also planten wir unsere Route spontan um. Bezogen auf die Aktivitäten der Hamas in diesen Gebieten war das wohl ein hohes Sicherheitsrisiko, wir wollten das aber so!

Ehe unser „Israel in 12 Stunden Roadtrip“ allerdings starten konnte, musste dringend noch getankt werden. Die einzige Tankstelle, die es in der Nähe des Hafens gab, war aber mit der Rallye und der Horde von Teams, die ihre Autos hier tanken wollten völlig überfordert, so dass es hier schon wieder zu Staus kam, ehe wir endlich richtig durchstarten konnten.

Was uns jetzt erst auffiel war, dass es in Israel sehr interessant roch. Ganz Haifa roch wie ein Amsterdamer Coffee-Shop. Wo dieser süßliche Geruch her kam, war uns allerdings nicht klar.

Wir fuhren also unsere geplante Route ab. Von Haifa ging es auf direkten Weg nach Nazareth welches wir nur aus dem Auto kurz besichtigen konnten ehe wir nach Süden abbogen.

Vorbei an Afula und Bet Sche’an und ehe wir uns versahen, standen wir mitten im palestinensergebiet der Westbank, dem Westjordanland oder wie die Israelis es nennen, Judäa und Samaria. Irgendwie hatten wir, nachdem wir die Bilder aus Jerusalem kannten eine andere Grenzbefestigung erwartet. Scheinbar sind wir über eine Art grüne Grenze nach Palästina eingereist.

Weiter ging es im Jordan-Tal entlang, vorbei an Fasa’il und Jericho bis nach Ovnat am Toten Meer wo wir dann aufgrund völliger Erschöpfung eine Pause einlegten.

Nach wenigen Stunden Schlaf ging es am Toten Meer weiter Richtung Süden. Jerusalem und Betlehem ließen wir rechts liegen und genehmigten uns bei Mitspe Shalem ein Bad im Toten Meer.

Wenige Kilometer weiter standen wir plötzlich vor an der „1949 Armistice Agreement Line“ besser als „grüne Linie“ bekannten Grenze zwischen Israel und Palästina. Allerdings auf palästinensischer Seite, so dass und erst jetzt klar wurde, dass wir wirklich in Palästina waren.
Ob es an unseren auffälligen Autos lag, daran dass wir deutsche waren oder einfach weil wir wie dumme Touris aussahen, die sich verfahren hatten, weder die Palästinenser noch die Israelis machten uns Probleme und so waren wir schon wieder in Israel.

Militärcheckpoints waren wir bereits gewohnt, in Israel hatten wir schon mehrere davon, wurden aber noch nie angehalten oder kontrolliert.
Bereits aus der Entfernung konnten wir wieder einen Militärcheckpoint erkennen und Szymon witzelte noch, dass wir ja jetzt wieder nicht angehalten werden würden und wir durch ganz Israel ohne einen einzigen Check durch kommen würden. Das hätte er aber nicht so laut sagen sollen, denn schon stand die junge israelische Offizierin mit Maschinenpistole im Anschlag auf der Straße und stoppte unser Auto.

Dass kann ja jetzt lustig werden sagten Szymon und Ich mehr oder weniger gleichzeitig. Wurde es dann auch ? Die junge Frau wollte nämlich weder unser Auto durchsuchen noch irgendwelche Papiere von uns sehen. Vielmehr hatte sie von der Rallye im Radio gehört aber nicht gewusst, dass diese hier vorbei führt. Tja, macht sie normal auch nicht ?

So entwickelte sich eine nette kleine Unterhaltung die damit endete, dass wir einen Spruch auf unsere Motorhaube geschrieben bekamen. Wie sich im Nachhinein herausstellte ein hebräisches Gedicht.

Vorbei ging es an den Salzseen die zur Gewinnung von „Totem Meer Salz“ genutzt werden. Da der Pegel des Toten Meeres jedes Jahr um mehrere Zentimeter sinkt, befanden wir uns jetzt schon auf einer „Höhe“ von etwa 350m unter dem Pegel des Meeres.

Plötzlich machte der Frontera wieder Probleme. Scheinbar hatte sich der auf dem Schiff eingefahrene Nagel jetzt komplett aus dem Reifen gelöst und auch regelmäßiges Nachpumpen half nicht, dauerhaft weiter fahren zu können.
Der Reifen musste also schnellstens gewechselt werden. Lustigerweise war der platte Reifen eben der, den der TÜV vor der Zulassung unbedingt noch gewechselt haben wollte. Und so wurde jetzt wieder der alte Reifen der vorher drauf war aufgezogen ehe es ins Negev ging.

Das Negev nimmt zirka 60% der Staatsfläche von Israel ein und erstreckt sich vom Toten Meer bis nach Ägypten und zum Gazastreifen. Mit nur knapp 100 Litern Niederschlag ist das Negev zeitgleich eine der trockensten Gegenden im Nahen Osten.
Und als wäre es, wie alles was die Israelis machen perfekt geplant, erlebten wir einen Wolkenbruch und ein starkes Gewitter und die Wüste wurde kurzzeitig Grün. Sträucher und Bäume hoben ihre Blätter und begannen zu blühen und Bäche stürzten über die Klippen. Das Schauspiel war allerdings nur von sehr kurzer Dauer, denn direkt nachdem der Regen aufhörte, wurde alles wieder Braun und zog sich in den Dornröschenschlaf zurück.

Im Negev fuhren wir immer wieder an militärischen Sperrgebieten vorbei an denen strengstes Fotografierverbot herrschte. Irgendwo hier hatten die Israelis in den 70er Jahren ein Unterirdisches Atomkraftwerk gebaut und Atomtests durchgeführt.

Am wenigsten erwartet hätten wir hier genau das, was wir plötzlich am Straßenrand vorfanden. Einen McDonalds! Abgewandelt um die Jüdischen Ernährungsgepflogenheiten, sprich Keuscheres Essen einhalten zu können mit 2 getrennten Tresen und 2 getrennten Küchen.

Kurz vor 11 Uhr und damit eine Stunde vor dem Pflichttermin erreichten wir den Grenzübergang Yitzhak Rabin in der Nähe von Eilat wo wir nach Jordanien ausreisen sollten. Vor der Ausreise musste allerdings noch für 20€ pro Person eine Ausreisegenehmigung gekauft werden, was erst einmal zu Problemen führte.

Während Fred mit der Reparatur des Differenzials des Frontera beschäftigt war und ich am Passat den Grund für die blinkende Kühlwasserkontrollanzeige suchte, wollten Ulf und Szymon die Permits lösen. Jedoch wurden weder Szymons noch Ulfs Kreditkarte akzeptiert. Wie sich später herausstellte wurden beide Kreditkarten wegen „verdächtiger Aktivitäten in Südosteuropa, der Türkei und Israel“ gesperrt.
Danke an das Team, deren Nummer ich leider vergessen habe, dass ihr uns mit Bargeld ausgeholfen habt!

Während wir auf den Beginn der Ausreiseprozedur warteten, konnten wir noch ein nettes Gespräch mit der Rallyeverantwortlichen für Israel führen. Diese erklärte uns auch, warum wir nur 12 Stunden Zeit für Israel hatten. Es waren nämlich nicht die Israelis die uns nicht mehr im Land haben wollten weil wir zu spät kamen. Nein wir hatten sogar ein 3-Monats-Visum bekommen. Viel mehr lag das Nadelöhr auf jordanischer Seite. Der Grenzübergang von Aqaba schloss nämlich um 18 Uhr und der Erfahrung nach würde die Einreiseprozedur dort länger dauern. Israel hätte seinen Grenzübergang zur Not auf noch Nachts offen gehalten, hat man ja schon in Haifa gesehen.

Wie lange die Einreiseprozedur dann aber wirklich dauern sollte hatten wir nicht geahnt.

Zuerst wurden alle Teams auf Israelischer Seite auf einen großen umzäunten Parkplatz geleitet wo auf einer Liste abgehakt wurde, ob alle Autos das Land wieder verlassen hatten und die Pässe wurden gestempelt. Insgesamt dauerte das Verfahren für alle 666 Rallyeteilnehmer keine 2 Stunden.

Dass Jordanien das Nadelöhr war, zeigte sich spätestens als die Schlange vom dortigen Grenzschalter schon bis nach Israel führte. Minute um Minute, Stunde um Stunde rückten wir im Schneckentempo immer näher an den Grenzübergang heran.

Die Zeit konnten wir immerhin schon einmal nutzen um im Tuty-Free Bereich Postkarten und Getränke zu kaufen.
Als wir dann endlich an der Reihe waren zeigte sich, was so lange dauerte. Es gab ganze 2 Beamte die die Einreise abwickelten. Passkontrolle, erster Stempel, Kontrolle der Fahrzeugpapiere, zweiter Stempel, Foto für die Akte, Stempel für das Visa – nächster bitte!

Nach ungefähr 4 Stunden durften wir nun endlich in Israel einreisen.
Direkt nach der Einreise mussten wir unsere Fahrzeugscheine abgeben und erhielten ein jordanisches Ersatzdokument. Quasi einen jordanischen Fahrzeugschein. Außerdem bekamen wir die Info in welches Hotel wir einchecken mussten.

Zugeteilt wurde uns das 5 Sterne Radisson Blu Hotel Taba Bay in Aqaba. Ein 5+ Sterne Hotel direkt am Roten Meer! So konnte man den Abend prima ausklingen lassen ?

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