Wanderschuh statt Auspuffrohr – Der Malakah Valley Trek

Wanderschuh statt Auspuffrohr – Der Malakah Valley Trek

Nachdem wir die letzten sieben Tage fast ununterbrochen auf unseren Motorrädern unterwegs waren – was angesichts der kaum vorhandenen Straßen und der anspruchsvollen Pässe wirklich körperliche Höchstleistungen von uns verlangte – war es nun Zeit für etwas anderes: eine ausgedehnte Wanderung.

Zunächst gaben wir unser nicht benötigtes Gepäck im Hotel ab und schlenderten anschließend gemütlich über den lebhaften Basar, um die letzten Einkäufe zu erledigen. Für mindestens drei Tage sollte es ins Malakah Valley gehen. Ein bisschen frisches Obst, eine Tüte voller frisch gebackener Fladenbrote – mehr brauchten wir nicht, bevor wir in das klapprige Taxi stiegen, das uns zum Startpunkt unserer Tour bringen sollte.

Das alte Gefährt fuhr uns zunächst noch über asphaltierte Straßen, doch bald wechselten wir auf eine rumpelige Piste, die hier „Jeep Road“ genannt wird. Mit dem Motorrad hätte diese Strecke in den vergangenen Tagen sicher ebenfalls jede Menge Spaß gemacht.

Etwa drei Kilometer vor dem letzten Dorf im Tal, Rumbak, startete unser Fußmarsch in die Berge. Anfangs säumten kleine Bäume, Büsche und Sträucher den Weg, doch je höher wir kamen, desto karger wurde die Landschaft. Bald bestand sie fast nur noch aus staubigem Geröll mit vereinzelten kleinen Grünflächen.

Nach nur drei Stunden erreichten wir unsere erste Übernachtungshütte, Yurutse, auf stolzen 4300 Metern Höhe. Obwohl wir in den Tagen zuvor mit dem Motorrad schon einige der höchsten Bergpässe der Welt gemeistert hatten, spürten wir nun die Auswirkungen der dünnen Luft deutlich. Erschöpft, aber voller neuer Eindrücke, ließen wir den Tag im Zimmer und später auf der gemütlichen Terrasse bei dampfendem indischen Chai ausklingen, der herrlich wärmte.

Der Aufenthaltsraum der Hütte zeigte uns die wahre Ursprünglichkeit dieser abgelegenen Region. Die Besitzerin saß den ganzen Abend an einem großen Butterfass und stampfte geduldig Butter für das Frühstück am nächsten Morgen. Währenddessen genossen wir ein einfaches Abendessen aus Reis, Gemüse und einem undefinierbaren, aber leckeren Stück Fleisch. Die Nacht verlief ruhig, und am nächsten Morgen stärkten wir uns mit Eiern und dem allgegenwärtigen Fladenbrot, welches in ganz Ladakh zum Frühstück dazugehört.

Mit den ersten Sonnenstrahlen machten wir uns auf den Weg. Über schmale Pfade wanderten wir vorbei an idyllischen Hirtenlagern mit ihren Ziegen in Richtung Passhöhe. Der Ganda La Pass – mit seinen 4980 Metern zwar eher ein „kleiner“ Hügel für den Himalaya, aber dennoch beeindruckend – belohnte uns nach knapp drei Stunden mit einem atemberaubenden Blick auf die Stok-Kette und den Hemis-Nationalpark.

Der Abstieg stellte uns jedoch vor unerwartete Herausforderungen. Nach kaum zwei Stunden erreichten wir die nächste Hütte in der Siedlung Shingdo – es war gerade Mittag. Die Strecke ins Tal war nicht weit, doch wir hatten uns wohl etwas zu viel vorgenommen und hofften, heute noch bis Leh zurückzukehren.

Kurz hinter der Hütte verwandelte sich der Wanderpfad in einen ausgetrockneten Bachlauf, über den wir über Felsbrocken balancieren mussten. Immer wieder wechselten wir die Flussseite, was das Vorankommen erschwerte. Für jeden Höhenmeter, den wir abwärtskletterten, mussten wir einen halben Meter wieder durch Kletteraktionen zurückgewinnen.

Im Tal angekommen, waren wir optimistisch, im ersten Ort Skiu eine Unterkunft zu finden. Doch dort erhielten wir nur zwei Antworten: „Ausgebucht“ oder „Mondpreise“ für ein heruntergekommenes Zimmer. Offenbar hatten die Einheimischen auf die Dämmerung gesetzt und darauf gehofft, dass wir jeden Preis akzeptieren würden. Klar, ich zahle in einfachen Regionen gern mal mehr als angemessen – aber abzocken lasse ich mich nicht.

Also stapften wir weiter durch das mittlerweile dunkle Tal, das nur von einigen seltenen Solarstraßenlampen eines Entwicklungshilfeprojektes und unseren Stirnlampen schwach erleuchtet wurde. Schließlich fanden wir ein Homestay, das uns faire Preise bot. Erleichtert zogen wir ein und genossen ein üppiges Abendessen und am nächsten Morgen einfaches Frühstück – die Besitzerin meinte es wirklich gut mit uns.

Am nächsten Morgen ging es über kleinere Pässe weiter, diesmal leider nicht mehr über einsame Fußwege, sondern entlang einer Straße, auf der abenteuerliche Autofahrer unterwegs waren. Eine eingestürzte Brücke zwang uns zu einer improvisierten Lösung: Eine alte klappige schaukelnde Stahlbrücke brachte uns mehr oder weniger sicher auf die andere Seite des Flusses.

Der Weg führte weiter entlang der Straße am Zanskar-Fluss vorbei an Baustellen, an denen indische Wanderarbeiter eine breite Straße bauten, bis wir den malerischen Ort Chilling erreichten. Dort gönnten wir uns eine verdiente Pause, bevor wir ein Taxi zurück nach Leh nahmen – die letzten Kilometer auf der Teerstraße wollten wir uns nicht mehr zu Fuß antun.

Der Malakah Valley Trek war nicht nur ein körperliches Abenteuer, sondern auch eine Reise tief in die Kultur und die unvorhersehbare Schönheit der ladakhischen Bergwelt. Ein Erlebnis, das uns mit Erinnerungen beschenkte, die noch lange nachklingen werden.

Für alle, die eine ähnliche Tour planen: Der Trek durchs Malakah Valley dauert in der Regel drei bis vier Tage und führt von der Nähe des Dorfes Rumbak bis nach Chilling. Die Gesamtstrecke beträgt rund 45 Kilometer, mit etwa 2000 Höhenmetern im Aufstieg und 2100 Metern im Abstieg – eine durchaus sportliche Herausforderung, insbesondere in Anbetracht der Höhe. Der höchste Punkt ist der Ganda La Pass mit stolzen 4.980 Metern. Übernachtet wird meist in einfachen Homestays, etwa in Yurutse oder Shingdo, die mit warmem Essen, einem Bett und viel Gastfreundschaft aufwarten. Die beste Zeit für diese Tour liegt zwischen Juni und Anfang Oktober. Unterwegs gibt es keinen Handyempfang, Trinkwasser muss gefiltert oder abgekocht werden, und auch wenn es keine offiziellen Trekkinggebühren gibt, sollte man pro Übernachtung mit 1.200 bis 1.800 Rupien inklusive Abendessen und Frühstück rechnen. Gute Wanderschuhe, wetterfeste Kleidung, eine Stirnlampe und ein gewisser Respekt vor der Höhe sind auf dieser Route definitiv empfehlenswert.

2 Kommentare zu „Wanderschuh statt Auspuffrohr – Der Malakah Valley Trek“

  1. Sehr abenteuerlich diese Tour. Für mein Kreuz wärs nix mehr 😀. Trotzdem erinnert mich Eure Tour an meine Studentenzeit in Afrika und die damit verbundenen Gefühle in Form von Abenteuerlust aber auch Respekt vor den neuen Herausforderungen. Bin ja gespannt wies weiter geht.

  2. Keine tollwütigen Tiere? Keine verrückten Autofahrer? Keine Gefahr eines Atomkrieges?
    Laaaaaaangweilig :/
    Nein Quatsch, tolle Tour! Gerne mehr davon!

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