Erst Flugzeug, Bus, dann Berg – Komfort? Fehlanzeige!

Erst Flugzeug, Bus, dann Berg – Komfort? Fehlanzeige!

Eigentlich sollte erst die Wanderung auf dem Annapurna Circuit das Abenteuer dieser Reise werden. Dass es dann schon die Busfahrt von Kathmandu nach Besisahar, dem Startpunkt des Annapurna-Circuits, sein würde, damit haben wir nicht gerechnet.

Aber von vorn: Das erste, was wir in Nepal erlebten, nachdem wir den Flughafen Kathmandu verließen, auf dem wir gerade aus Frankfurt mit Umsteigen in Dubai gelandet waren, war die unheimliche Hitze und der Staub. Deshalb verhandelten wir auch nicht lange, als uns ein Taxifahrer anbot, uns für $5 ins Hotel nach Thamel zu fahren.

In anderen Reiseblogs liest man, dass die Fahrt 500 NPR kosten soll, was etwa $4,10 entspricht. Der Fahrpreis war also recht fair, zumal wir uns keine Rupien am Flughafen ziehen konnten, da alle Geldautomaten außer Betrieb waren. Während der Fahrt und dem entstandenen Smalltalk stellte sich heraus, dass das Tourist Office, an dem wir unsere Trekking-Genehmigungen abholen mussten, morgen wohl wegen eines nepalesischen Feiertages geschlossen sei.

Der Taxifahrer könne uns aber für ein kleines Trinkgeld gerne dorthin fahren. Da wir von anderen Reisen in Asien schon auf die üblichen Scams vorbereitet waren und eine kurze Internetrecherche bestätigte, dass es zumindest den Feiertag gibt und er uns auch an die korrekte Adresse fahren wollte, akzeptierten wir, sofort dorthin zu fahren und nicht erst ins Hotel.

Allerdings gaben wir kein Trinkgeld, wir beendeten vielmehr unsere Fahrt dort, die letzten 750 Meter zum Hotel können wir auch so laufen. Nachdem wir unsere TIMS-Card (Trekkers Information and Management System) sowie das Permit für die Annapurna-Region nach kurzer Zeit in den Händen hielten, war es nur noch ein Katzensprung bis zum Hotel in Thamel, wo wir auf Bene und Thomas, unsere beiden Mitwanderer, trafen.

Bene flog von der Schweiz über Istanbul, und Thomas war aktuell auf Weltreise und machte zuvor Station auf Bali. Da Thomas bedingt durch seine Weltreise nur mit Handgepäck unterwegs war und weder Schlafsack noch warme Kleidung dabei hatte, planten wir zunächst einen Shoppingtag in Kathmandu.

Hier kamen wir auch das erste Mal mit nepalesischem Geld in Kontakt und hatten sofort Flashbacks an Vietnam, wo der Geldautomat 5 Minuten rattert und dann ein Bündel Geld ausspuckt. Dabei hatten wir umgerechnet nur je 1000 €, das sollte für 3,5 Wochen in den Bergen wohl ausreichen, abgehoben.

Wir nutzten den Tag noch, um Thamel, das Herzstück Kathmandus und das Mekka für Nepalreisende, zu erkunden. Hier erwacht die Stadt zum Leben, und die engen Gassen sind gesäumt von farbenfrohen Geschäften, lebhaften Straßenverkäufern und gemütlichen Cafés. Ein Highlight in Thamel ist zweifellos der Besuch des Swayambhunath, auch bekannt als Affentempel.

Der Tempel, der hoch auf einem Hügel thront, bietet eine atemberaubende Aussicht auf die gesamte Stadt. Der Aufstieg zu diesem heiligen Ort führt vorbei an unzähligen Affen, die versuchen, den Besuchern alles Mögliche zu klauen – Vorsicht ist geboten! Am Gipfel angekommen, empfängt einen der beeindruckende Stupa mit seinen allsehenden Augen.

Die Gebetsfahnen, die im Wind flattern, sorgen für ein ganz besonderes Gefühl. Weiter ging es zum Durbar Square, der direkt an den Tempelbezirk angrenzt, gesäumt von buddhistischen und hinduistischen Heiligtümern. Man sieht noch viel von der Zerstörung durch das verheerende Erdbeben von 2015, dennoch sind Kathmandu und die zusammengewachsene Nachbarstadt Patan ein Muss auf jeder Nepal-Reise.

Am nächsten Morgen sollte es dann aber endlich ins Annapurna-Gebiet gehen. Am Abend zuvor erklärte uns unser Hotelbesitzer noch, wo sich der Busbahnhof befindet und wie wir am schnellsten nach Besisahar kommen, buchte uns für den nächsten Morgen ein Taxi und wir gingen im Glauben, dass alles geregelt sei, ins Bett.

Der Taxifahrer holte uns um 5:30 Uhr am Morgen ab. Was uns der Hotelier aber nicht mitteilte: Er hatte das Taxi zur „Local Bus Station“ und nicht zur „Tourist Bus Station“ gebucht. Bis wir das vor Ort allerdings realisierten, hatten wir bereits unsere Bustickets und es wäre zu spät gewesen, um einen der komfortablen Minibusse für Touristen zu ergattern.

Bereits als uns der Bus gezeigt wurde, war uns klar – diese Fahrt wird mindestens genauso ein Abenteuer werden wie die Wanderung selbst. Ein alter, mit „free WIFI“ beworbener Bus, der eher „WIFI free“ war, mit total abgeranzten Reifen und einem Platten hinten rechts stand vor uns.

Der kaputte Reifen wurde zwar noch vor der Abfahrt getauscht, jedoch war der neu aufgezogene Reifen noch weniger vertrauenserweckend als die anderen drei Reifen unserer Klapperkiste. Es hat wohl seinen Grund, warum alle westlichen Behörden davon abraten, mit „Local Bussen“ zu fahren.

Eher positiv überrascht waren wir davon, dass wir im Bus saßen und uns der Busfahrer sagte, dass wir „noch ca. 30 Personen“ sein werden. Wir waren schon 28 Personen im Bus und es war noch einiges frei, sodass die Fahrt relativ komfortabel sein sollte.

Das mit den „noch 30 Personen“ hatten wir aber wohl irgendwie falsch verstanden. Denn während der ersten 20 Kilometer raus aus Kathmandu haben wir zusätzlich zu den ohnehin schon 28 Personen im Bus noch mindestens 40 weitere eingesammelt. Am Schluss war jeder Winkel des Busses gefüllt, kein weiterer Mensch hätte da mehr reingepasst.

Unterwegs wurde dann noch der ein oder andere Essensstopp eingelegt. Die waren auch bitter nötig. Nicht etwa, weil wir Hunger hatten, sondern viel mehr, weil wir unsere schmerzenden Knochen von der huckeligen Busfahrt und dem mangelnden Platz im Bus etwas strecken mussten.

Mittags, irgendwo zwischen Mittagshitze und Erwartung – der Bus schaukelt ein letztes Mal um eine staubige Kurve, die Hupen der Jeeps hängen noch in der Luft, dann stoppt er. Besisahar. Mein linker Oberschenkel ist eingeschlafen, meine Knie knacken. Ich klettere aus dem klapprigen Vehikel und lande mit beiden Füßen auf losem Kies. Der Rucksack auf dem Rücken ist schwerer als gedacht. Aber ich will ja auch nicht leicht hier durch. Viele übernachten erst einmal in Besisahar. Wir nicht! Wir wollen los!

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