Zwischen Wüste, Wadis und dem Ruf des Muezzins
Morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker. Nicht, weil wir masochistisch veranlagt wären, sondern weil der Sonnenaufgang in der Wüste magisch sein soll. Ich kann mich allerdings nicht motivieren aufzustehen. Ich habe Urlaub! Lara hingegen schnappt sich ihre Kamera und verschwindet vor dem Apartment in der Wüste. Einige Tautropfen bilden sich auf dem Zeltdach vor unserer Unterkunft – Wahnsinn, wie viel Feuchtigkeit nachts in der Wüste in der Luft ist.

Ansonsten war der Sonnenaufgang wohl eher unspektakulär, denn schon nach kurzer Zeit kroch Lara wieder zurück ins Bett.






Bevor es zu heiß wird, wollten wir dann aber doch noch einmal in die Wüste. Durch den weichen Sand bergauf zu laufen, ist unheimlich anstrengend. Oben auf der Düne angekommen sehen wir – Sand. Sand, soweit das Auge reicht. Und Plastikmüll! Überall liegt Plastikmüll. Wir machen eine ausgiebige Fotosession, dann geht es zurück Richtung Apartment. Wahnsinn, wie schnell sich der Sand aufheizt.





Zurück auf der Straße suchen wir zunächst einen Supermarkt. Ja, es ist Ramadan, aber so ganz haben wir uns daran noch nicht gewöhnt – wir haben Hunger! Fladenbrot und Hummus kamen da gerade recht.
Unser nächstes Ziel war das Wadi Bani Khalid. Ein Wadi beschreibt eine Art trockenes Flussbett oder Tal, das nur zeitweise Wasser führt. Nach den Regenfällen der vergangenen Tage hatte ich hier schon eine böse Vorahnung – die sich letztendlich aber nicht bestätigte.





Wir erreichen den Parkplatz ohne weitere Überschwemmungen und sind umgeben von spektakulären Felsformationen und Palmenhainen. Wenige Meter nach dem Parkplatz: ein kleiner malerischer See. Die Seen werden von kleinen Bächen mit kristallklarem Wasser gespeist und laden zum Schwimmen und Baden ein. Tiefer ins Wadi kommt man sowohl schwimmend als auch zu Fuß – das Wadi bietet auch viele Wander- und Trekkingmöglichkeiten.





Kaum zurück am Auto, zieht auch schon ein Sandsturm auf. Wir lassen wirklich gar nichts aus. Zwei Stunden später parken wir unser Auto in Sur – am Meer.
Sur ist eine Stadt im Osten des Sultanats Oman und liegt an der Küste des Arabischen Meeres. Die Stadt hat eine reiche maritime Geschichte und ist besonders für ihre Rolle im Schiffbau bekannt – insbesondere beim Bau von Dhau-Schiffen. Der Schiffbau ist auch heute noch ein bedeutender Wirtschaftszweig. Es ist fast nichts los am Strand. Wir gehen ein Stück am Wasser spazieren und suchen schließlich nach einer Unterkunft.
Noch während wir an der Promenade sitzen und auf dem Handy Unterkünfte checken, ereignet sich eine seltsame Szene: Ein Polizeiauto hält etwa zehn Meter von uns entfernt. Der Polizist steigt aus, deutet auf mich und macht eine „Komm mal her“-Geste. Lara hingegen soll sitzen bleiben. Was will er von mir? Verständigen können wir uns kaum – er spricht nur Arabisch. Das Einzige, was ich verstehe, ist: „Passport“. Also zeige ich ihm meinen Reisepass. Er blättert sorgfältig jede Seite durch, schaut sich jeden Stempel ganz genau an, gibt mir den Pass zurück – und verschwindet so plötzlich, wie er erschienen war. Was sollte das denn jetzt?
Als wir endlich ein Hotel gefunden und eingecheckt haben, entdecken wir direkt daneben ein Restaurant. Und dieses hat – welch Wunder im Oman – sogar etwas Vegetarisches für Lara auf der Karte.
Am nächsten Morgen sind wir früh wach und sitzen um halb neun schon wieder im Auto. Es geht immer an der Küste entlang zurück Richtung Maskat, der Hauptstadt Omans. Unterwegs wollen wir noch einige Stopps einlegen, und bereits nach 45 Minuten erreichen wir das Wadi Tiwi.

Das Wadi zeichnet sich durch seine üppige Vegetation, tiefen Felsenschluchten und kristallklaren Wasserbecken aus. Es ist von einer atemberaubenden Landschaft aus Bergen und Palmenoasen umgeben. Die beeindruckenden Berge schützen das Wadi vor den intensiven Sonnenstrahlen und schaffen eine Oase der Frische und Schönheit inmitten der trockenen Wüstenlandschaft.






Wir wollten aber eigentlich zum Wadi Shab, wo man auch Schwimmen kann und welches quasi um die Ecke liegt. Das Wadi Shab ist besonders bekannt für seine atemberaubende Landschaft, tiefen Schluchten, smaragdgrünen Wasserbecken und versteckten Höhlen. Am Parkplatz werden wir direkt von ein paar Ziegen begrüßt, die am liebsten direkt in das Auto gestiegen wären. Der Zugang zum Wadi erfolgt zunächst durch eine Bootsdahrt durch das Schilf auf die andere Uferseite. Von hier geht es zu Fuß durch eine Schlucht mit beeindruckenden Felsformationen. Wir passieren üppige Palmenoasen und bewundern das blaue Wasser unter uns. Nach 3,5 Kilometern erreichen wir das Ende des Weges: Ab hier ist das blau-grüne Wasser zugänglich. Das war auch dringend notwendig, denn die Sonne brannte mittlerweile erbarmungslos und wir hatten noch einen langen Rückweg zum Auto.




Weiter geht´s Richtung Bimmah Sinkhole, welches ca. 30 km weiter Richtung Maskat liegt. Es handelt sich hier um einen beeindruckenden geologischen Krater oder Dolinen, der durch den Einsturz einer unterirdischen Höhle oder Grotte entstanden ist. Man gelangt zu dem Loch durch einen kleinen Park, welcher von üppiger Vegetation und Palmen gesäumt ist, was dem Ort eine zusätzliche malerische Atmosphäre verleiht. Auch hier wieder der Hinweis, sich angemessen zu Kleiden. Der Durchmesser des Kraters beträgt etwa 20 Meter, während die Tiefe auf etwa 26 Meter geschätzt wird. Das Wasser im Sinkhole ist auffällig türkisfarben und bildet einen reizvollen Kontrast zu den weißen Kalksteinfelsen. Heute ist Badetag, bevor wir die letzten Kilometer nach Maskat fahren.
Wir haben mal wieder keinen richtigen Plan und so landen wir irgendwo in der Stadt und gönnen uns ein sehr schickes Hotel. Mit Autoaufzug und Rooftop Pool! Und da wir noch nicht genug Wasser hatte, gehen wir da natürlich auch nochmal schwimmen.
Am nächsten Morgen war endlich wieder einmal gemütliches Ausschlafen angesagt. Frühstück? Brauchen wir mittlerweile nicht mehr. Wir haben und an dem Ramadan gewöhnt, wobei es diesmal sogar etwas im Hotel gegeben hätte.

Heutiges Ziel war die Altstadt von Maskat und so parkten wir unser Auto direkt am Hafen. Der Hafen von Muscat, auch als Mina Qabos bekannt, ist ein bedeutender maritimer Knotenpunkt im Sultanat Oman. Er erstreckt sich entlang der Küstenlinie von Muscat und spielt eine zentrale Rolle im Handel und der wirtschaftlichen Aktivität der Region. Der Hafen ist nicht nur ein geschäftiges Drehkreuz für Fracht- und Handelsschiffe, sondern beeindruckt auch durch seine malerische Lage am Golf von Oman.



Wir wollen aber zunächst den Souq von Muscat, auch bekannt als Muttrah Souq oder einfach der Al Dhalam Souq, entdecken. Er ist einer der ältesten und lebhaftesten Märkte im Sultanat Oman. Betonung liegt auf wollen, der schließt nämlich gerade, Mittagsgebet. Etwas ratlos schlendern wir durch die umliegenden Gassen, Cafés haben schließlich sowieso geschlossen. Wir schleichen durch ein paar kleine Gassen des Souqs, viele Geschäfte sind noch mit Teppichen verhangen, ein paar öffnen aber so langsam wieder. Und hier findet man vor allem: Ramsch. In Plastik verpackte Anziehsachen, Plastikspielzeug und fragwürdige Souvenirs. Leider eher eine Enttäuschung. Letztendlich kaufen wir etwas Weihrauch und Safran und verabschieden uns wieder aus dem geschäftigen Treiben.
Die Sonne brennt mittlerweile erbarmungslos und die 3 km zum Al Alam Palast, unserem nächsten Ziel, fühlen sich an wie 20.


Der Al Alam Palast, auch bekannt als Qasr al-Alam, ist ein prächtiges architektonisches Juwel, das die Küste von Muscat schmückt. Wir gehen durch die Tore der Anlage und sind sofort beeindruckt! Die markante Architektur des Palastes vereint traditionelle omanische Stilelemente mit modernen Akzenten. Die Fassade ist in lebhaften Farben gehalten – Weiß, Blau und Gold – und verleiht dem Gebäude einen majestätischen, zugleich einladenden Charme. Da man den Palast selbst jedoch nicht betreten darf, sind wir relativ schnell fertig.



Der letzte Tag unserer Oman-Reise beginnt mit einem absoluten Highlight: der Sultan-Qabus-Moschee! Sie ist ein architektonisches Meisterwerk und ein bedeutendes Wahrzeichen des Landes. Die Moschee wurde im Jahr 2001 fertiggestellt und ist nach Sultan Qabus ibn Said benannt, dem langjährigen Herrscher Omans. Ihr Erscheinungsbild erinnert ein wenig an den Palast aus Aladin. Schon beim Betreten des weitläufigen Moscheegeländes spürt man eine unbeschreibliche Ruhe und Ehrfurcht. Es sind kaum Besucher da, und wir sind von einer angenehmen Stille umgeben. Die prächtigen Minarette und die imposante Kuppel erheben sich majestätisch gegen den klaren, blauen Himmel, während das glänzende Marmor- und Kachelwerk in der Sonne schimmert.


Am Ende unseres Rundgangs wurden wir dann überraschend von einem Imam angesprochen und in sein „Büro“ eingeladen. Eigentlich hatte ich keine große Lust darauf – auf ein Missionarsgespräch kann ich wirklich verzichten. Aber er hatte eine Klimaanlage, und bei mittlerweile über 40 Grad war mir jede Abkühlung recht.


Das Gespräch entwickelte sich dann doch sehr angenehm. Statt der erwarteten Missionierung bekamen wir einiges über den Islam und die Moscheen in Maskat sowie in Mekka und Medina erzählt. Normalerweise hätte er uns auch Tee und Wasser angeboten, doch – Ramadan – wir kennen das bereits. Auf den Koran, den er uns noch schenken wollte, verzichteten wir schließlich und verabschiedeten uns. Wir wollten den Tag noch entspannt ausklingen lassen.



Wir fahren zurück Richtung Küste. Nach einem kurzen Spaziergang durch das Botschaftsviertel landen wir an einer hippen, kleinen Promenade. Hier reihen sich Lokale aneinander, Leute treffen sich zum Picknicken. Wir suchen uns ein Restaurant, essen ein paar Kleinigkeiten und lassen den Urlaub mit einem tollen Sonnenuntergang ausklingen.

